Schule, Abitur, Bachelor, Master – alles, mit dem Ziel einen fair bezahlten Vollzeitjob mit angemessenem Arbeitsvertrag zu erhalten.
1. Das hat man dann geschafft, ist erfolgreich – bis sich auf einmal ein Kind ankündigt.
nie Anlass zu Klagen gegeben, alles super. Nachdem ich eine Führungsposition 1,5 Jahre kommissarisch ausgegübt hatte, wurde ich im Frühjahr letzten Jahres offiziell Teamleiterin, mit Gehaltserhöhung, Gewinnbeteiligung, pipapo.
2 Wochen nachdem ich offizell ernannt wurde
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
wurde ich schwanger. Habs der Geschäftsführung auch direkt mitgeteilt wegen Übelkeit im ersten Trimester, potentieller Gefährdung bei Baustellenüberwachung etc.
Die Reaktion war schon übel, Zitathighlights "war das jetzt geplant?", "eigentlich müsste ich Ihnen ja gratulieren".
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
2. Respekt und Ansehen gehen verloren.
in der Schwangerschaft musste ich aktiv um Einhaltung von Mutterschutz kämpfen, jedes Mal wenn ich home office im Hochsommer gemacht habe weil mein Arbeitsplatz mehr als 30°C hatte gabs nen blöden Spruch.
Die ganze Zeit versuchte ich Stellvertretung etc. zu organisieren.
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
3. Dann geht auch noch, wie eigentlich immer, etwas schief.
Geschäfsführung hat es immer geschoben – blöderweise musste ich aus gesundheitlichen Gründen zwei Monate früher als geplant aufhören und prompt hat es Chaos ausgelöst weil nix vobereitet war, noch nicht mal eine Stellenausschreibung oder Projektvertretung. Hab sogar noch von zu
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
4. Dann bemüht sie sich auch noch so, das schlechte Gewissen wegzuarbeiten. Dabei befindet sie sich doch eigentlich nur in der schönsten Phase des Menschseins.
Hause bei dringenden Sachen ausgeholfen (stehend, Laptop auf dem Wickeltisch, weil ich wegen Symphysenproblemen nicht sitzen konnte) und kam zu zwei Terminen ins Büro. War immer telefonisch erreichbar und bemüht zu helfen wenn nötig.
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
5. Für die harte Arbeit kommt weniger als nichts zurück.
Nach der Geburt hat es dann über einen Monat gedauert bis man mir gratuliert hat.
Ich hatte übrigens von Anfang an klargestellt, dass ich nach 6 Monaten Elternzeit Vollzeit wieder einsteigen würde. 2 Monate vor Beginn wurde ich zu einem Gespräch gebeten und da wurde mir
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
eröffnet, dass man mich von meinem wohnortnahen Standort 40 km weit weg in die Hauptzentrale versetzt. Begründung: Interne Umstrukturierung. Vage hieß es, ich würde wichtige unternehmensübergreifende Tätigkeiten übernehmen, damit es keine Rückstufung von der Führungsposition sei.
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
bin zum Anwalt, der meinte solange die nicht ans Geld gehen könne ich nix machen weil in meinem Arbeitsvertrag steht, dass ich auch woanders eingesetzt werden kann.
Hab versucht Lockerungen in den Zeiten rauszuhandeln, Recht auf home office etc. weil es wenns Kind in die Kita
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
geht so Vollzeit mit den Kernzeiten nicht gehen würde. Wurde immer wieder vertröstet, als ich es 6 Wochen nach erneutem Arbeitsbeginn ansprach hieß es, es sei unverschämt dass ich schon wieder danach fragen würde, denn solange mein Mann noch Elternzeit macht sei das doch alles
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
6. Nur Häme.
kein Problem (ich muss übrigens für eine Fahrt rd. 50 Minuten einplanen).
Dann kam der Brüllerspruch: "Sie haben doch eh nicht geglaubt, dass Sie als Mutter noch Abteilungsleiterin sein könnten?" (leider habe ich das nicht auf Band, sonst würde ich klagen). Es war dann weiter
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
von einem Vertrauensbruch die Rede weil ich so kurz nach der Ernennung zur Abteilungsleitung schwanger geworden bin. Da dämmerte mir, dass die Versetzung im Prinzip eine Bestrafungsaktion war. Weiterhin dämmerte mir langsam, dass ich in der Hierachie krass zurück gestuft wurde.
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
7. Bestrafung.
Ich mache momentan größtenteils Projektzuarbeit und bin noch nicht mal mehr Leiterin meiner eigenen Projekte. Alles was ich tue wird unter die Lupe genommen, ich kann de facto keine eigenen Projektentscheidungen treffen. Es ist, als hätte ich komplett von vorne angefangen.
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
8. Bis hin zur kompletten Ignoranz.
Zu meinem Geburtstag wurde mir nicht gratuliert (mein Kuchen wurde gegessen). Früher wurde mir immer gratuliert.
Ich habe inzwischen eingesehen dass da nix mehr reißen ist, ich in dem Unternehmen keine Zukunft mehr habe und bin vor ein paar Wochen auf die Suche gegangen.
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
9. Und so geht sie.
Gestern habe ich in einer anderen Firma einen Vertrag unterschrieben, im Gespräch habe ich offen gesagt dass ich ein Kind habe, aber einen guten Kitaplatz habe und Vollzeit arbeiten möchte. War kein Ding, es hieß man wäre da flexibel, neue Zeiten etc. Verdiene dann sogar mehr.
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
10. Es ist für sie und die Firma schade, die gemeinsame Zeit wegen einer Schwangerschaft so wegzuwerfen.
Morgen werde ich dann kündigen.
…
der Brüller an der ganzen Sache ist: Wir haben hier krassen Personalmangel, kriegen Stellen nicht besetzt, sind mit Projekten mehr als ausgelastet. Ich habe ganze drei Bewerbungen abgeschickt bis ich einen neuen Job hatte. Es ist also von
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
meiner Noch-Geschäftsführung einfach nur dumm, eine erfahrene und kompetente Kraft wie mich so übel zu vergraulen. Aber gut, sie haben es nicht anders gewollt.
…
werde dann morgen berichten, wie auf meine Kündigung reagiert wird.
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
11. Dabei hat diese Userin sogar Glück im Unglück. In anderen Branchen und Regionen bedeutet ein solches Verhalten der Kollegen eine Lebenskrise, aus der nicht einfach geflüchtet werden kann.
(Nachtrag: Mir ist bewusst, wie privilegiert ich bin, weil der Mangel in meinem Feld hier in der Region so übel ist, dass ich so schnell einen neuen Job gefunden habe. Ich will mir gar nicht ausmalen wie schlimm es für Mütter sein muss, die wegen ihrer Mutterschaft beruflich
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
diskriminiert werden und auf den Job angewiesen sind weil es schwierig ist, woanders was zu finden. Ich habe das Spiel jetzt nur drei Monate mitgemacht, aber es hat bei mir schon Spuren hinterlassen.)
So viel zur Gleichberechtigung in Deutschland im Jahr 2018…
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
12. Der Anspruch als Mutter an den alten Arbeitsplatz zurückzukehren ist übrigens im Familienrecht verankert. Wer Vollzeit gearbeitet hat, kann nicht abgewiesen werden.
Wer das Potential von Eltern nicht nutzt, bestraft sich selbst. Mein Chef hat eine eigene KiTa gegründet, Frauen bekommen trotz Schwangerschaft interessante Projekte und es gibt keine Kollegin, die nach Schwangerschaften ausgeschieden ist. So geht's doch besser für alle.
— Finna (@Finna82) November 29, 2018
13. Und Beispiele zeigen: Es geht eben auch anders.
1. Schwangerschaft:
Chefin: "Wollen Sie sich das noch einmal überlegen?" (Ich war in der 13. Woche)
2. Schwangerschaft
Chefin: "Jetzt tun Sie uns das schon wieder an!"
Job gewechselt.
3. Schwangerschaft
Chef: "Herzlichen Glückwunsch!"
— Nicht bei Trost (@evpopev) November 28, 2018
Das käme mir doch als junge Mutter entgegen.
— Nicht bei Trost (@evpopev) November 28, 2018
Unfassbar. Bei mir hieß es auch ich könne doch einfach Teilzeit arbeiten. Welche Mutter braucht schon finanzielle Sicherheit *Ironie*
— U_Blues (@U_Blues) November 28, 2018
14. Aber in vielen Betrieben ist das nicht angekommen.
https://twitter.com/phoellermann/status/1067897776904773633
https://twitter.com/schapfel_orle/status/1068055628424335360
15. Es macht wohl auch keinen Unterschied, welches Geschlecht der/die Arbeitgeber/in hat. Es gibt eben mehr männliche Chefs, aber Kinderfreundlichkeit scheint eine Sache der Unternehmenskultur.
https://twitter.com/Dapiffpoff/status/1067895120140349441
16. Alles Gute für @U_Blues und danke für das Teilen!
Glückwunsch zum Baby und zum neuen Job. Ähnlich, wenn auch nicht identisch, erging es mir. Was soll ich sagen? Neuer Job, Führungsposition. Du hast alles richtig gemacht! Alles Gute für dich
— Astriddottir (@Purzelchen1988) November 28, 2018
Glückwunsch zum neuen Job; gut, dass Du so zeitnah die Reißleine gezogen hast – auch wenn es mir für Dich leidtut und generell ärgert, dass Du das überhaupt durchmachen musstest.
— Sheba Rhodenberg (@vd_loipe) November 28, 2018
Unglaublich. Alles Gute für die Zukunft. Klingt nach der absolut richtigen Entscheidung.
Danke für deinen Einblick.— Der Gasser (@magdasWasser) November 28, 2018
Glückwunsch zum Baby, zum Kampfgeist und zum neuen Job. 👍
— Sachsenmaus (@MsVerstaendnis2) November 28, 2018
Weiter auf Instagram.
https://www.instagram.com/p/BqenV69l6Mw/