2017 wurden 101209 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland gemeldet. Davon waren 3911 der Abbrüche medizinisch bedingt und bei 20 Frauen beruhte die Schwangerschaft auf einem Sexualdelikt. Die restlichen 97278 Frauen diesen Jahres haben sich wie vorgeschrieben beraten lassen und sich dann gegen die Schwangerschaft entschlossen. Ihre Männer sind vermutlich nicht alle gewalttätig oder unsozial, sondern tolle Freunde oder sogar Väter: Bei der Hälfte der Abtreibungen fällt die Entscheidung, dem Existierenden kein Geschwisterkind hinzuzufügen.
1. Außerdem kann man trotz Verhütungsmitteln schwanger werden: 17 Prozent der Frauen zwischen 20 und 44 Jahren waren schon einmal ungewollt schwanger. Das ist jede sechste Frau. Im Durchschnitt entscheidet sich die Hälfte dieser Frauen, die Schwangerschaft durchzuziehen.
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2. Trotz dieser Zahlen ist es in Deutschland für Frauenärzte/innen verboten, öffentlich Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen zu publizieren. Und Gesundheitsminister Jens Spahn hat jetzt eine Studie zu den seelischen Folgen für mehrere Millionen Euro Steuergeld beantragt.
Es war unglaublich schwierig, einen Arzt zu finden und die Beratung war ein Witz. Dass ich danach 3 Tage warten musste auf den Termin, war eine Qual. Ebenso wie die Tatsache, dass ich nirgendwo richtige Informationen gefunden habe.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
Die Seiten, die ich gegoogelt habe, waren voller schrecklicher Bilder und grausamer Berichte – es waren als Infoseiten getarnte Abtreibungsgegner Seiten, die mich zutiefst traumatisiert haben und mich bis heute in meinen Träumen verfolgen.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
Eben wegen dieser Bilder konnte ich den Abbruch kaum verarbeiten und fühlte unglaubliche Schuld und Selbsthass. Ich wusste damals nicht, dass diese Seiten genau das auslösen sollen.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
3. Die Frage ist, was hier das Trauma ist.
Als ich völlig verzweifelt bei einer Beratungsstelle deshalb nach dem Abbruch war, riet man mir, mir eine Engelsfigur auf das Fensterbrett zu stellen, die mich an (Zitat) "das tote Kind erinnert".
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
Ich kann bis heute kaum über die Wochen sprechen und was sie in mir zerstört haben. Und das nicht, weil ich gut beraten oder informiert wurde, sondern weil ich mich auf ProFamilia und Internetseiten von Abtreibungsgegnern verlassen musste.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
Ich litt Jahre danach an Alpträumen und der Vorstellung, ein Kind getötet zu haben und tue es bis heute. Diese Bilder werde ich nie wieder los. Was die Bundesregierung da gerade macht, wird dafür sorgen, dass meine Geschichte tausenden anderen Frauen passieren wird.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
Immer und immer wieder. Wir werden traumatisiert, stigmatisiert und kriminalisiert. Das, was @jensspahn und Co einen Kompromiss nennen, ist in Wahrheit Frauenverachtend und ein Akt der Gewalt gegen das Selbstbestimmungsrecht und die psychische Gesundheit von Frauen.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
4. Über 20 % der Frauen sind seit den 60ern kinderlos & auf der anderen Seite ist die ärmste Bevölkerungsgruppe in Deutschland alleinerziehende Mütter.
Egal, für welches Leben man sich entscheidet, keines macht sie seelisch verkrüppelt.
Aber diese konstante Diskreditierung von Politikern – auf dem Schulhof würde man von Mobbing reden – hat schreckliche seelische Folgen.
Wir müssen das stoppen und wir müssen dafür sorgen, dass das keiner Frau mehr passiert. Das ist etwas, das uns als Gesellschaft wichtig sein sollte. Ich lönnte kotzen, dass es notwendig ist, diese Geschichte zu erzählen, um das Ausmaß der Gesetzeslage zu verdeutlichen. Ende.
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
Und PS: Abetreibungsgegner handeln so bewusst: sie WOLLEN (laut eigener Aussage) die Frauen traumatisieren, um ihnen das Verbrechen klarzumachen, das sie ihrer Meinung nach begangen haben. DAS sind diese Menschen- und christlichen Werte, von denen sie labern. FUCK U ALL!
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 15, 2019
Danke Kathrin für das Teilen deiner Geschichte.